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Interesse für Kulturgut wecken

Die Vereinigung für Kulturgut Uzwil (VKU) feiert dieses Jahr ihr dreissigjähriges Bestehen. Sie versucht, das Verständnis für Kulturgut in der Bevölkerung zu wecken. Im Jubiläumsprogramm wird Spezielles geboten. philipp stutz uzwil. Vorstandsmitglieder der Vereinigung für Kulturgut Uzwil (VKU) empfingen die Presse vor dem Kornspeicher im Niederuzwiler Büelhof, einem der wenigen geschichtsträchtigen Bauten im Dorf. «Der Kornspeicher stammt aus dem 17. Jahrhundert, und damals herrschte Hungersnot», sagte Marcel Bauer, Präsident der VKU. Erste Aufgabe und eigentlicher Grund für die Schaffung der Vereinigung war der Erhalt dieses Kornspeichers gewesen, der damals kurz vor der Zerstörung stand. Der Vereinigung gelang es unter grossem Aufwand, das Gebäude aus Holz zu renovieren und an den heutigen Standort zu versetzen.Mutige Gründer

«Die Gründer hatten den Mut, in einer <neuen> Industriegemeinde wie Uzwil eine Vereinigung für Kulturgut zu gründen», sagte Marcel Bauer weiter. Für viele ein hoffnungsloses Unterfangen – doch siehe da – plötzlich kam das Alte zum Vorschein.

Die Vereinigung bezweckt in Uzwil und Umgebung vorhandenes Kulturgut, Altertümer, Raritäten und Gegenstände von historischem und/oder lokalem Wert vor Veräusserung, Vernichtung oder Zerfall zu retten. Im weiteren soll in der Gemeinde und der Bevölkerung das Interesse für Kulturgut und Brauchtum wachgehalten werden. Viele Exkursionen, Besichtigungen und Vorträge wurden in den vergangen Jahren organisiert. «Die Bevölkerung konnte für unsere eigene und spezielle Geschichte sensibilisiert werden», zeigte sich Marcel Bauer überzeugt. Er erwähnte Henau mit seiner Kirche, die Brücken zu den Nachbargemeinden, die alten Plätze und Strassen, die Anfänge der Industrie über Gewerbe, Textilfirmen bis Weltkonzernen. Als weitere Aufgabe wurden die alten Chroniken der Donnerstags-Gesellschaft Niederuzwil übersetzt und in Buchform in drei Bänden herausgegeben. Auch arbeitete die Vereinigung an der Schaffung eines für die industriell geprägte Gemeinde Uzwil wichtigen Museums für Industrie und Arbeit. Leider scheiterte dieses Projekt an den Finanzen.Heer und Darwin

«Dieses Jahr ist aber auch ein Jubiläumsjahr zweier national beziehungsweise international berühmter Männer», fuhr Bauer fort. Zufällig haben nämlich die beiden Naturwissenschafter Charles Darwin und der in der Gemeinde Uzwil, im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus, geborene Oswald Heer vor 200 Jahren, im Jahr 1809, das Licht der Welt erblickt. Die VKU hat den bekannten Uzwiler Oswald Heer, nach dem in Niederuzwil eine Gasse benannt ist, bereits vor zwei Monaten anlässlich der Martini-Veranstaltung thematisiert. «Darwin und Heer haben sich als Theologen mit Evolutionsfragen auseinandergesetzt und sind zu ähnlichen Schlüssen gelangt», sagte Bauer. Daraus ergebe sich ein weiteres Jubiläum. Vor 150 Jahren, 1859, hat Charles Darwin sein bahnbrechendes Buch «Die Entstehung der Arten» veröffentlicht. Die Entwicklungsgeschichte des Lebens wurde neu geschrieben. Oswald Heer habe in korrespondierendem Kontakt mit Darwin gestanden und sich stark für diese Ausführungen interessiert.Industrie- und Dorfgeschichte

Die Vereinigung bezweckt weiter, dieses Jahr eine Informationstafel vor dem Oswald-Heer-Haus anzubringen. Zudem sind Führungen in der Gemeinde für Leute geplant, die an der Geschichte der Gemeinde Henau/Uzwil, an der Kirchen- und Industriegeschichte interessiert sind. Mittelfristige Ziele sind die Kurzbeschreibung der Sehenswürdigkeiten der Gemeinde mit Routenplan. Auch wird die Schaffung eines Kulturgut-Hauses in Erwägung gezogen – ein weit bescheideneres Vorhaben als das gescheiterte Industriemuseum. Und schliesslich ist eine Kultur-Restaurant-Tour in Uzwil mit Apéro und Imbiss geplant, bei der regionale Spezialitäten angeboten werden sollen.