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Jahresprogramm 2007

19. Mai 2007  Besuch der Mühlen Dinhard und Hettlingen
04. Juni 2007  Hauptversammlung im Hotel Löwen, Niederuzwil
31. August 2007 Vortrag Abt-Beda-Strasse von Markus Kaiser
11. November 2007 Martini-Metzgete mit Vortrag im Hotel Uzwil
01. Dezember 2007 Adventsschmuck anbringen am Kornspeicher
06. Dezember 2007 Samichlaus beim Kornspeicher

Wie in jedem Jahr fand auch am diesjährigen 6. Dezember der Samichlaus-Abend beim Kornspeicher in Niederuzwil statt. Der Anlass wird von der Vereinigung für Kulturgut organisiert und durch die Arbeitgebervereinigung der Region Uzwil finanziell unterstützt.

Samichlaus und Kinder























Einmal mehr konnten der anwesende Samichlaus und sein Schmutzli über 200 Kinder empfangen, welche ihr Sprüchli aufsagten und dafür ein Chlaussäckli mit feinen Nüssen und Süssigkeiten erhielten. Der Abend war somit wieder ein Grosserfolg für die Vereinigung für Kulturgut Uzwil, welche damit einem grossen Bedürfnis in der Bevölkerung der Gemeinde Uzwil nachkam. Die Kinder kamen in grosser Anzahl ins Büelhof-Qartier zum Kornspeicher und standen gebannt vor dem Samichlaus, welcher mit Interesse den dargebotenen Versen und Sprüchli zuhörte. Einige Kinder spielten ihm sogar ein Weihnachtslied auf der Blockflöte vor, und dies mit so grossem Einsatz, dass auch der Samichlaus vor lauter Rührung einmal leer schlucken musste. Klar, dass auch diese Vorführung mit einem Chlaussäckli an die Kinder belohnt wurde. Auch immer mehr Erwachsene fanden an diesem Abend den Weg zum Kornspeicher, vielleicht um einen Becher des angebotenen Glühweines nach einem Rezept aus dem Wallis zu trinken, oder um die vorweihnachtliche Stimmung mit einem kleinen Schwatz unter Freunden und Bekannten zu geniessen. Die Musikschule Uzwil unterhielt die Anwesenden mit Weihnachtsmelodien und die kleinen Musiker waren mit Herz und Seele dabei. Der Samichlaus und sein Schmutzli hatten an diesem Abend auch einen Esel dabei, welcher geduldig die zahlreichen Streicheleinheiten der Kinder ertrug, ohne auch nur ein einziges Mal zu protestieren. Für die Kinder jedenfalls war es faszinierend, einmal einen richtigen Esel berühren zu dürfen, sieht man diese Tiere ja nicht mehr allzu oft in unserer Gegend.

Für die Vereinigung für Kulturgut Uzwil ist der Samichlaus-Abend ein nicht mehr aus dem Jahreskalender wegzudenkender Anlass, welcher jeweils mit grossem Einsatz organisiert wird. Die in grosser Zahl erscheinenden Besucher belohnten die Organisatoren mit ihrer Anwesenheit und die gute Stimmung trug wesentlich zum Gelingen des Abends bei.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Besucher, welche den Weg ins Büelhof-Quartier fanden, an die Kinder, welche sich grosse Mühe mit einem Sprüchli gaben, an die Musikschule Uzwil, welche mit ihrer Musik für weihnachtliche Stimmung sorgte, und nicht zuletzt an die Sponsoren, welche den Anlass überhaupt möglich machten.

Für den Vorstand der Vereinigung für Kulturgut Uzwil – Roger Affolter

Mitglieder der Vereinigung für Kulturgut Uzwil und andere Interessierte trafen sich am vergangenen Sonntag 11. November 2007 zur Martini-Metzgete im Hotel Uzwil. Der Anlass fand damit nun bereits zum dritten Mal statt und ist aus dem Jahreskalender des Vereins nicht mehr wegzudenken.

Als Beginn der Fasnachtszeit galt bzw. gilt in den deutschsprachigen Ländern traditionell der Dreikönigstag. Seit dem 19. Jahrhundert finden in vielen Gegenden zusätzlich am 11. November, ab 11:11 Uhr, einzelne Veranstaltungen statt, zu denen insbesondere die Vorstellung des Prinzenpaars gehört. Hintergrund ist, dass auch das Geburtsfest Christi bereits kurz nach dessen Fixierung im Jahr 354 eine vorangehende 40tägige Fastenperiode vorsah, vor deren Beginn man - wie vor der Fasnacht - ebenfalls die später verbotenen Fleischvorräte aufzuzehren pflegte (Gansessen am 11. November, dem "Martinstag"). 

Die verschiedenen Bräuche wurzeln in zwei wohl zusammenhängenden Umständen. In der von Byzanz beeinflussten Christenheit lag der Martinstag zunächst am Beginn der 40-tägigen Fastenzeit ab dem 11. November, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein – in den Orthodoxen Kirchen teilweise bis heute – vor Weihnachten begangen wurde. Am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit – analog zur Fastnacht – konnten die Menschen noch einmal schlemmen. Auch beim rheinischen Karneval wird die neue „Session“ am 11. November ausgerufen. Daneben war der Martinstag auch der traditionelle Tag des Zehnts. Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen, da die bevorstehende Winterzeit das Durchfüttern der Tiere nur in einer eingeschränkten Zahl möglich machte.

Apéro im Foyer des Hotel Uzwil




















Um diesem denkwürdigen Tag den verdienten Rahmen zu geben, wurde die Martini-Metzgete ins Leben gerufen. Nicht ohne Erfolg, nehmen doch in jedem Jahr ca. 30 bis 40 Personen aus dem Umfeld der Vereinigung für Kulturgut Uzwil daran teil, der Anlass ist sozusagen bereits zu einer Tradition geworden. Pünktlich um 11:11 Uhr begrüsste Marcel Bauer – seit diesem Jahr in der Funktion des Vereinspräsidenten – die Anwesenden zum Apéro und erwähnte in seiner Rede den Ursprung und die Hintergründe des Martinstages. Dabei kamen die verschiedenen Traditionen rund um Martini, wie Fasnachtsbeginn, die Abgabe des Zehnten oder eben das Gansessen, zur Sprache. Speziell begrüssen durfte Marcel Bauer den mit der Industrie und Politik Uzwil’s fest verwurzelten, inzwischen pensionierten Fritz Leuenberger, welcher sich für einen Vortrag zur Verfügung stellte. Mit ihm konnte sich die Vereinigung für Kulturgut einen versierten Mann sichern, der dem Anlass den gewünschten kulturellen Hintergrund verlieh.

Fritz Leuenberger

Vor dem Essen wandte sich Fritz Leuenberger mit seinem Vortrag über das „Industriepflanzwerk Thur“ an die Anwesenden. Mit ein paar Sätzen zu Ereignissen und Gegebenheiten der Zeit kurz vor und während des Zweiten Weltkrieges stimmte Fritz Leuenberger die Zuhörer auf die damalige Situation in Europa und in der Schweiz ein, bevor er zum eigentlichen Thema des Vortrages kam. Das „Industriepflanzwerk Thur“ resultierte aus dem sogenannten „Plan Wahlen“, im Volksmund auch „Anbauschlacht“ genannt. Die Anbauschlacht ist am 15.11.1940 ohne Rücksicht auf die bundesrätlichen Vorbehalte von Friedrich Traugott Wahlen, dem Leiter der Sektion für landwirtschaftliche Produktion und Hauswirtschaft im Eidgenössischen Kriegsernährungsamt, in einer öffentlichen Rede lanciert worden. Zuvor war ein gesamtschweizerischer Kataster der landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse angelegt worden, so dass die Vorschriften für den Mehranbau den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen konnten. Auch im St. Galler Rheintal und in der Region Uzwil wurde der Plan Wahlen umgesetzt. Unter der Leitung von Industriebetrieben – in der Region Uzwil war die Firma Bühler AG zuständig – wurden Waldflächen gerodet, der Boden von Wurzelwerk befreit, gedüngt und so fruchtbar gemacht. Es wurden Getreide und Kartoffeln angebaut, welche einen schönen Ertrag abwarfen. Diese Massnahmen hatten zum Ziel, die Selbstversorgung der Schweiz zu steigern und damit weniger abhängig vom Ausland zu sein, was auch erreicht wurde. Fritz Leuenberger hatte die Arbeiten der Anbauschlacht entlang der Thur zwischen Weiheren-Züberwangen bis nach Niederbüren als Schulbub miterlebt und konnte die Zuhörer mit Anekdoten zum damals Erlebten begeistern. Manch einer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als man z.B. vom Lehrer hörte, der seine Schulklasse auch an den Arbeiten teilnehmen liess, sich selber aber lieber in der nahegelegenen Beiz aufhielt und seine Anweisungen von dort aus erteilte.

Nach dem interessanten Vortrag genoss man das ausgezeichnete Metzgete-Buffet, welche durch die Mitarbeiter des Hotel Uzwil bereitgestellt und serviert wurde. Im Anschluss wurde der Film „Industriepflanzwerk Thur“ mit Originalbildern aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vorgeführt. Der Film wurde nach dem Vorbild der damaligen Wochenschauen inklusive der Stimmen im Propaganda-Stil realisiert und stiess beim Publikum auf grosses Interesse. Er zeigte auf sehr eindrückliche Art, wie hart die Arbeiten damals waren, um dem Boden ohne Hilfe von vielen Maschinen etwas an Getreide oder Kartoffeln abzugewinnen. Den gelungenen Anlass liess die Gesellschaft bei feinem Dessert und Kaffee ausklingen. 

Uzwil, im November 2007, Bericht von Roger Affolter