Wiler Zeitung vom 13.November 2008
Wer war Oswald Heer?
Raphael A. Baer zeichnete bei der Vereinigung für Kulturgut Uzwil das Leben des berühmten Naturforschers Oswald Heer nach. Im zweiten Teil genossen die Mitglieder das reichhaltige Metzgete-Schlemmerbuffet im Hotel Uzwil. bea näf uzwil. Die Vereinigung Kulturgut Uzwil nimmt den 11. November seit einigen Jahren zum Anlass, ihre «Martini-Metzgete» durchzuführen. Die Mischung zwischen Vortrag mit geschichtlichem Hintergrund und kulinarischen Genüssen scheint gut anzukommen, konnte Präsident Marcel Bauer doch eine ansehnliche Anzahl Mitglieder willkommen heissen.Pfarrer und Lehrer
Raphael A. Baer hat vor einiger Zeit seinen Wohnsitz von Wil an die Oswald-Heer-Gasse in Niederuzwil verlegt. Dadurch wurde Baer auf den weltberühmten Naturforscher aufmerksam, der in Niederuzwil geboren wurde und nach dem die Strasse, an welcher er wohnt, benannt ist.
Am 21. August des nächsten Jahres jährt sich der 200. Geburtstag von Oswald Heer. Sein Vater Johann Jakob Heer amtete als Seelsorger in der weitverzweigten evangelischen Doppelgemeinde Henau-Niederglatt. Zuvor war Heer Pfarrer in Azmoos gewesen. Neben der Seelsorge widmete er sich der Förderung des Schulwesens. Diese Betätigung war wohl der Grund, dass Johann Jakob Heer im Jahre 1811 zum Direktor einer «höheren Lernanstalt» in Glarus berufen wurde.
Im Jahre 1817 nahm Heer die Wahl als Pfarrer der Gemeinde Matt im Sernftal an, wo er wieder als Seelsorger, Sozialpolitiker und Schulmann wirkte. Das Leben in der Pfarrfamilie prägte den heranwachsenden Oswald Heer. Er geriet immer mehr in das Spannungsfeld, sich zwischen der Theologie und der Naturwissenschaft entscheiden zu müssen.Vielseitig begabt
Die Naturwissenschaft zog Oswald Heer bereits in seinen Jugendjahren magisch an, was unter anderem im Sammeln und Erforschen von Insekten, Käfern, Schmetterlingen und vielem mehr zum Ausdruck kam. Im Herbst 1828 begann er an der Universität Halle in Deutschland sein Studium. In die Schweiz zurückgekehrt, bestand er in St. Gallen seine philosophische, philologische und theologische Prüfung.Herausforderung
Raphael A. Baer zitierte ein Gebet von Oswald Heer, in dem der Konflikt der Berufswahl zum Ausdruck kam. Der Kontakt zu Dr. Hegetschweiler in Zürich öffnete die Tür zur beruflichen Betätigung der wissenschaftlichen Sichtung und Ordnung der Sammlung von Pflanzen und Insekten des Heinrich Escher-Zollikofer. Ein Glücksfall für Oswald Heer war die Eröffnung der Universität Zürich im Jahre 1833, wo er sich im Februar 1834 habilitierte. Im folgenden Jahr wurde er zum Extraordinarius für Botanik und Entomologie befördert.Vielbeschäftigter Forscher
Daneben fand der vielbeschäftigte Forscher Zeit, sich gemeinnützigen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. So war er Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof, Gründer und Präsident des Vereins für Landwirtschaft und Gartenbau sowie Mitglied des zürcherischen Grossen Rates.
Die von ihm herausgegebenen wissenschaftlichen Werke brachten ihm Weltruf und eine zahllose Menge von Ernennungen, Anerkennungen, Orden und Gelehrtenpreisen ein. Von der von ihm verfassten Literatur hat das Werk «Die Urwelt der Schweiz» grosse Anerkennung gefunden. Oswald Heer zählt zu den bedeutendsten Gelehrten und Forschern des 19. Jahrhunderts. Er war mit Margreth Trümpi verheiratet. Von seinen Kindern überlebte leider nur die erstgeborene Tochter Alwine.